BauBuche für Plusenergie-Industriehalle

Das für seine nachhaltigen Ansätze bekannte Unternehmen elobau aus Leutkirch wünschte sich für die Erweiterung eines seiner Werke eine entsprechend „grüne“ Produktionshalle. In dem Gebäude mit Sägezahndach und Holzschindelfassade kombinierten die Architekten geschickt BauBuche und Brettschichtholz aus heimischer Fichte und entwickelten ein im besten Sinn einfaches Tragsystem. 

Die Erweiterung im Detail

Bauherr

elobau GmbH, Leutkirch, DE

Fertigstellung

July 2020

Bauort

Leutkirch, DE

Architekt

F64 Architekten,  Kempten, DE

Holzbau, Tragwerksplanung, Bauleitung

Helber + Ruff, Ludwigsburg, DE

Fotos

Rainer Retzlaff, Helber+Ruff, 

Pläne

Jarde Holzbau, F64 Architekten


PlanDie Firma elobau ist Hersteller von berührungsloser Sensortechnik, Füllstandsmessung und von Bedienelementen für den Maschinen- und Anlagenbau. Das Stiftungsunternehmen setzt sich bereits seit Jahren für Nachhaltigkeit ein, sowohl bei den Lösungen für seine Kunden als auch beim Bau seiner Produktions- und Bürogebäude. Im Sommer 2020 wurde die Erweiterung des elobau Werks II in Leutkirch im Allgäu nach Plänen des Büros F64 Architekten als Plusenergiegebäude in Holz-Hybridbauweise fertiggestellt. 

Wesentliches Element des Baus ist die Sheddach-Konstruktion mit Sparren und Fachwerkbindern aus BauBuche. Kombiniert wird dabei das leistungsstarke Laubholz mit Brettschichtholz aus Fichte. Das sichtbar belassene Dachtragwerk schafft sowohl einen luftigen Raumeindruck, als auch eine hohe Aufenthaltsqualität. 

Das ausgesprochen große Engagement des Bauherrn, den firmeneigenen „elobau-goes-green“-Grundsätzen auch beim Bau seiner Industriebauten zu folgen, wurde nun schon zum zweiten Mal belohnt. Nach dem HolzbauPlus-Preis 2020 erhielt das Gebäude nun den Bundespreis Umwelt & Bauen 2021.  

Ressourcenschonender Materialeinsatz: Sheddächer aus BauBuche und Brettschichtholz

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Bestandserweiterung in (bislang) zwei Bauabschnitten. Der erste Bauabschnitt schließt mit einem Abstand von nur 5 m an das bestehende Gebäude an und ist mit diesem über einen Gang verbunden. An diesen quadratischen Grundriss (ca. 50 m x 50 m) schließt im Norden der zweite Bauabschnitt mit einem rechteckigen Grundriss (ca. 38 m x 74 m) an, wodurch eine für den Außenraum harmonische L-Form entsteht. Insbesondere die für einen Industriebau ungewöhnliche, bis in die Dachebene hochgeführte Holzschindelfassade gibt den Baukörpern im Kontext mit den insgesamt sieben Reitern des Sheddachs eine ganz eigene Architektursprache. Die nach Norden ausgerichteten Fensterflächen sorgen für eine gute und blendfreie Tageslichtausleuchtung, während auf den nach Süden geneigten geschlossenen Dachflächen Photovoltaik-Module die sehr gute Energiebilanz der Halle ermöglichen. Diese nehmen die oberen drei Viertel der Sheddachfläche ein. Auf dem unteren Viertel kann durch die Reflexion des Sonnenlichts auf einer hellen Folie der Tageslichteintrag nochmals gesteigert werden. 

Schnitt

Das Primärtragwerk für die rund 2.500 m2 und 3.200 m2 großen Produktionshallen bilden eingespannte Stahlbetonstützen im Abstand von 12,50 m in die eine bzw. 12,20 m in die andere Richtung. Auf diesen ruht das Dachtragwerk aus Fachwerkbindern in der steil geneigten Fensterebene sowie senkrecht dazu Sparren in der leicht geneigten Dachfläche, die in regelmäßigen Abständen über Zugbänder und Verstrebungen kurzgeschlossen sind. Die Vertikalen und Diagonalen der Binder sind, wie die 52 cm hohen und 20 cm breiten Sparren, aus BauBuche der Festigkeitsklasse GL 75, während für die Ober- und Untergurte sowie die Zugbänder des Sparrenverbunds Brettschichtholz aus Fichte zum Einsatz kam. BauBuche wurde immer dort eingesetzt, wo sich die Reduzierung der Querschnitte auch optisch deutlich bemerkbar machte. Die Untergurte der Fachwerkbinder beispielsweise mussten ohnehin eine gewisse Höhe haben, da sich dies aus dem Dachaufbau und der Entwässerung an diesem Punkt ergab. Diese sind daher in Brettschichtholz (GL 28h)  mit Abmessungen von 24 cm Breite und 52 cm Höhe ausgeführt.

Die Stahlbeton-Technikkerne zwischen den Hallen bilden die Brandabschnitte und dienen, wie auch die Kerne an der Nordseite, der Aussteifung.

Schnelle Montage des Daches 

Die sieben Fachwerkbinder wurden komplett im Werk vorgefertigt und mit einem Sondertransport auf die Baustelle geliefert. Der Aufbau des Daches begann, nachdem der Rohbau abgeschlossen war. In die Stahlbetonstützen war bereits ab Werk ein Einbauteil einbetoniert worden, so dass hier die vorkonfektionierten Fachwerkbinder mit ebenfalls vormontierten Schlitzblechen aufgesetzt und verschweißt werden konnten. Bei diesen sogenannten Auflagerblöcken handelt es sich um recht komplexe Knotenpunkt-Bleche, da hier Stütze, Fachwerkträger-Untergurt, Dachsparren sowie deren Zuggurte zusammenkommen und die Lasten möglichst konzentriert in die Stützen abgeleitet werden müssen.

 

Nachdem die Fachwerkbinder auf den Stahlbetonstützen abgesetzt und angeschlossen worden waren, konnten die BauBuche-Sparren zwischen die Fachwerkbinder eigehängt werden. Jeder Sparren verläuft dabei vom Untergurt des einen Fachwerkbinders in einem 15°-Winkel hoch in Richtung Obergurt des nächsten Binders und ist dort an einen z-förmigen Stahlwinkel angeschlossen. Die Abstände der Sparren richten sich nach den Systemmaßen des Fachwerkträgers und fluchten damit genau mit den vertikalen Pfosten.

Auf die Sparren aufgebrachte Kerto-Q-Platten dienen als Unterkonstruktion für die Dachabdichtung und sorgen in ihrer Gesamtheit als Scheibe für die notwendige Aussteifung. Die Kerto-Platten waren zudem bereits im Werk mit Holzwolle-Akustikplatten und einer Dämmschicht zu fertigen Elementen gefügt worden. Die Montage des Daches konnten die Zimmerer durch die Vorfertigung im Werk in nur einer Woche pro Shed umsetzen.

Holz im Industriebau 

Auch im Industriebau zeichnet sich ein deutlicher Trend hin zum Bauen mit Holz als nachwachsendem Rohstoff ab. Die schnelle und witterungsunabhängige Fertigung und der Wunsch nach einer nachhaltigen Lösung sind dabei wichtige Argumente, aber auch die besondere Atmosphäre, die in einem Holzbau spürbar ist, spricht für sich. Im elobau-Werk II war dem Kunden neben dem Umweltschutz besonders wichtig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen. „Wir brauchen solche Leuchtturmprojekte, und ich denke, wir konnten mit diesem Bau gemeinsam mit dem Bauherrn einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Gewerbebau leisten“, so Architekt Philip Leube von F64 Architekten. „Der Einsatzbereich des Holzbaus konnte durch die BauBuche deutlich erweitert werden.“ 

- Text von Susanne Jacob-Freitag und Nina Greve 

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