Das Columbarium St. Gregorius in Aachen

Product: BauBuche

Zu Beginn des Jahres 2020 konnte das von der Aachener Architektin Eva von der Stein geplante Columbarium in der Kirche St. Gregorius der Pfarre St. Gregor von Burtscheid (in Aachen-Burtscheid) seiner Bestimmung übergeben und erstmalig auch einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Details

Bauort

Aachen

Fertigstellung

2019

Holzbau

KORR GmbH, Aachen, DE

Das Columbarium befindet sich in der neu gestalteten Krypta der parabelähnlich angelegten 60er-Jahre-Kirche (1962–1965; Architekt: Stefan Leuer). Die Bedingungen für die Einrichtung der Begräbnisstätte waren durch die geringe Raumhöhe der Krypta nicht ganz unproblematisch. Eva von der Stein hat dieses Problem durch die Schaffung eines offenen Grabkreises, der einen Raum im Raum bildet, gelöst. Die durch ihn entstandenen Proportionen sind trotz der niedrigen Decke wohltuend und tragen zu einer bergenden und harmonischen Atmosphäre bei. Der den Besucher umgebende, nach Osten gerichtete, 2,44 Meter hohe Grabkreis aus warmtonigem Buchenschichtholz mit den unterschiedlich großen Fächern für zwei bis vier schwarze Urnen – was auch Raum für Doppel- und Familiengräber bietet – versinnbildlicht die Gemeinschaft der Toten. Die kubischen Urnen aus matt-schwarzem Walzstahl unterscheiden sich nur durch eine schlichte Beschriftung in Blattgold mit Namen, Geburts- und Sterbedatum.

 

Die drei Segmente des Columbariums ragen über einer Schattenfuge auf, die der Installation ihre Schwere nimmt. Oben verläuft unter der Decke in geringem Abstand vor der gerundeten Wand ein Lichtring. Hier gibt es keinen Schmuck. Was wirkt, sind Proportionen, Licht, der Zusammenklang der Farben – mattes Schwarz der Urnen, geschichtetes Buchenholz, sparsam eingesetzte goldene Schriftzüge – Oberflächen und Schattenzonen sowie das Kerzenlicht unmittelbar vor den Urnen.

In den Scheitel der annähernd parabelförmigen Außenwand hat man eine sehr schmale Tür gebrochen, durch deren Verglasung wir in den Lichthof des begrünten Aeternums schauen, das durch eine parallel zur Außenwand der Kirche errichtete, etwa 3,5 Meter hohe, gebogene Wand aus Stampfbeton gegenüber Vorplatz und Straße abgeschirmt wird. Die Asche der Verstorbenen wird hier nach angemessener Zeit (15 Jahre) der Erde übergeben. Der gelbliche Farbton der Wand setzt sich von der blasseren Außenmauer der Kirche ab. So wird die Eigenständigkeit der Stampfbetonwand gegenüber dem hoch aufragenden Bogen der Kirchenmauer akzentuiert. Sie erhält einen annähernd skulpturhaften Charakter. Dazu trägt auch ihre interessante, lebendige Oberfläche bei: die bei der händischen Einbringung des Stampfbetons entstandene, die Tagwerke ablesbar machende horizontale Streifung, die überwiegend relativ glatte Außenhaut mit rauen Inseln, die gewissermaßen Einblick in die innere Struktur der Wand bieten, wo Kies, Sand, Körnigkeit sichtbar und tastbar werden.

Beim Hinausblicken aus dem Columbarium bemerken wir in der das Aeternum schützenden Wand, wie von oben eingeschnitten, eine rechteckige, fensterartige Aussparung und davor im Gegenlicht ein Bronzekreuz von Benno Werth.

Hinter dem Columbarium, an der Westwand der Krypta, ist eine Art Umgang entstanden. Hier findet der beeindruckende Passionszyklus von Herbert Falken einen angemessenen Ort. Was könnte geeigneter sein, den Hintergrund eines Columbariums zu bilden? Zwischen dem inneren Rund und der Nordwestecke der Krypta hängt der spätgotische Korpus des gekreuzigten Erlösers und lädt zum Gebet ein. Darunter ist das Totenbuch aufgeschlagen.

Im Rund des Columbariums fällt dem Besucher – etwas seitlich – ein merkwürdiges, stelenartiges Gebilde auf. Es handelt sich um eine von Albert Sous geschaffene Tabernakelsäule. Sie stößt aus der Krypta durch die Decke in den oberen Kirchenraum empor.

Noch hat man die Gestaltung des Kirchenvorplatzes nicht in Angriff genommen. Aber schon jetzt wird deutlich: Zu dem unverkennbaren, das Stadtviertel prägenden Ensemble der zur Straße hin schiffsbugartig sich hoch aufschwingenden Sichtbetonwand der Kirche und dem daneben emporragenden Kampanile ist nun in gelungener Weise ein drittes, sich mit dem Vorhandenen verbindendes und doch auch eigenständiges Element hinzugekommen.

Man darf der Gemeinde St. Gregor von Burtscheid und der Architektin Eva von der Stein zu dem ästhetisch ansprechenden, würdevollen und zeitgemäßen Columbarium gratulieren.

-Text by Josef Els-

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