Raumkomposition in Buchenholz – die neue Mehrzweckhalle der Schweizer Gemeinde Hausen

Gemeinde Hausen, Schweiz

Stetig steigende Einwohnerzahlen verändern die einst von bäuerlichen Betrieben geprägte Gemeinde Hausen im Kanton Aargau. Die neue Mehrzweckhalle bildet im Kontext dieser Entwicklung einen wichtigen Baustein. Nördlich der Ortsmitte deckt sie den wachsenden Raumbedarf für Vereine sowie für schulische, kulturelle und sportliche Aktivitäten. Zugleich lässt sie in unmittelbarer Nähe zur Grundschule und zum Gemeindehaus einen weiteren Zentrumsort für das Dorfleben entstehen. Zusammen mit einer bestehenden kleinen Veranstaltungshalle rahmt die neue Mehrzweckhalle nun einen zur Hauptstrasse orientierten öffentlichen Platz, auf dem vielfältige Veranstaltungen, Märkte und Feste stattfinden können.

Beteiligte

Bauherr

Gemeinde Hausen, CH

Architekt
Holzbau

schaerholzbau ag, Altbüron, CH

Tragwerksplaung
Produktion BauBuche Bauteile

Pollmeier, D-99831 Amt Creuzburg

Projekt informationen

Sensibel ins kleinteilige Umfeld integriert

Der Platz mit seinen ansprechenden Dimensionen und seiner Atmosphäre wird vor allem durch die hohe Qualität der architektonischen Gestaltung des Gemeindehauses bestimmt. Das auskragende Dach und das gläserne Foyer ziehen die Menschen auf das Gebäude zu und in das Gebäude hinein. Die kubischen Baukörper mit unterschiedlichen Höhen fügen sich perfekt in die vorhandene kleinteilige Bebauung ein. Ein Hauptmerkmal der Halle ist natürlich die Holzbauweise. So bestehen die Fassaden aus horizontalen Bändern aus kesseldruckimprägniertem und geöltem Fichtenholz. Sie sind durch vertikale Holzstäbe miteinander verbunden und bilden eine attraktive Oberfläche mit einem angenehmen, subtil wellenförmigen Muster. Abgesehen vom Betonsockel sind fast die gesamte Tragkonstruktion der Halle sowie die Innenwände in Holz ausgeführt.

Raumkomposition aus Buchenholz und BauBuche

Einer der Gründe, warum das Gemeindehaus in Holz gebaut wurde, ist die Nachhaltigkeit des Materials. Darüber hinaus wollten die Planer eine Bauweise verwenden, die eine schnelle Errichtung sowie schlanke, statisch starke und dennoch einfache Aufbauten ermöglicht. Das Gebäude sollte jedoch von Anfang an in Holzbauweise errichtet werden, denn der Entwurf basiert auf dem Siegerprojekt eines Generalbauwettbewerbs, den das Holzbauunternehmen schaerholzbau als Generalunternehmer in Zusammenarbeit mit hummburkart architekten und dem Landschaftsplaner Christoph Wey ausgeschrieben hatte. Die Gemeinde wollte eine Mehrzweckhalle errichten, deren Erdgeschoss in zwei gleich große Teile geteilt werden kann, die als Sporthalle für die örtliche Schule mit Bühne und Tribüne und als separater kleiner Gemeindesaal dient. Die Deckenhöhe sollte mindestens 8 m betragen, während die Gesamthöhe des Gebäudes 11 m nicht überschreiten sollte. Dies bedeutete, dass 3 m für die eigentliche Dachkonstruktion zur Verfügung standen. Bei einer Spannweite von knapp 32 m war es keine leichte Aufgabe, eine geeignete Konstruktion zu finden.

Dem Planer war schnell klar, dass massive Brettschichtholzträger nicht in Frage kommen, da sie nicht geeignet sind, um die geplante lichtdurchflutete „Dachkrone“ zu konstruieren, die das Gebäude überragt. Das Innere der Halle ist durch ein umlaufendes Fensterband direkt unter dem eigentlichen Dach sichtbar. Diese Fenster sorgen nicht nur für viel Tageslicht, sondern vermitteln auch den Eindruck eines über dem Gebäude „schwebenden“ Daches. Um diese Attraktivität zu erreichen, entwickelten die Architekten in enger Zusammenarbeit mit dem Holzbauspezialisten einen Holzfachwerkträger von minimaler Höhe, der die notwendige optische Leichtigkeit bietet. Das einzige Material, das die Anforderungen erfüllte, war BauBuche, ein hochfestes Furnierbuchenholz. Um einen ebenso ruhigen wie attraktiven Innenraum zu schaffen, entschieden sich die Planer für Buche als dominierendes Material für die Wandverkleidung und die Tribüne. Um das Konzept des Entwurfs zu unterstreichen, wurde das Projekt als „Fagus“, der botanische Name der Buche, zum Wettbewerb angemeldet.

Filigrane Fachwerkträger aus BauBuche und Stahl-Zugstangen

Die zehn BauBuche-Gitterträger für das Dach wurden in der Werkstatt von schaerholzbau vorgefertigt, in einem Tag zur Baustelle transportiert und mit einem Mobilkran montiert. Ebenfalls aus Holz sind die auf Druck und Biegung beanspruchten Gitterträgerelemente, nämlich die diagonalen Druckgurte sowie die Ober- und Untergurte. Letztere sind aus BauBuche Q gefertigt, einem Buchenfurnierschichtholz mit etwa 15 Prozent Querlagen für zusätzliche Festigkeit und Steifigkeit. Die vertikalen Zuggurte bestehen aus dünnen Stahlstäben. Sie visualisieren nicht nur die Kraftverläufe in der Holzkonstruktion, sondern verhindern auch eine übermäßige Zugbeanspruchung der Holzelemente. Durch die Verwendung von Stahlstäben sind die Träger wesentlich eleganter und schlanker als Fachwerkträger mit Druck- und Zuggurten gleichen Querschnitts. Dank der hohen Druckfestigkeit der BauBuche konnten die Zugstäbe einfach durch die vorgebohrten Löcher in den Ober- und Untergurten geschoben und mit Senkblechen befestigt werden, da keine zusätzlichen Lastverteilungselemente erforderlich sind.

Holzhandwerk statt Stahl-Einbauteile

Aus Kosten- und Sichtgründen wollten die Planer so wenig Stahlteile wie möglich verwenden. Schlitzbleche, Stahlplatten und Stahldübel finden sich daher nur dort, wo sie unverzichtbar sind, nämlich an den Mittelstößen der zweiteiligen BauBuche-Ober- und Untergurte und an den Auflagerpunkten der Pfosten-Riegel-Konstruktion der Holzwände. Die schlanken Streben mit den Maßen 24 x 20 cm an den Enden und 24 x 16 cm in der Mitte wurden jedoch mit Doppelstufen eingebaut und mit Schrauben gesichert. Dies ist nicht nur ein elegantes Merkmal großer Handwerkskunst, sondern reduziert auch das Gewicht der Konstruktion, da die Querschnitte des gesamten Tragwerks besonders klein sind. Aus demselben Grund wurden die Gitterträger in einer dreieckigen Form hergestellt. Obwohl kaum jemandem auffallen wird, dass die Träger in der Mitte 2,64 m und an den Rändern nur 2,11 m hoch sind, trägt ihre klare Form dazu bei, Hilfskonstruktionen und unnötige Lasten zu vermeiden.

Die Architekten und die Holzbauingenieure teilen die Leidenschaft für nachhaltiges Design und für sinnvolle, wirtschaftlich sinnvolle und ästhetisch ansprechende Details. Durch ihre Zusammenarbeit ist es ihnen gelungen, ein Gebäude zu errichten, das viel mehr ist als die Summe seiner Teile.

-Text von Roland Pawlitschko-

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