Fünf locker um einen Platz mit Dorflinde gruppierte Bauten bilden die Mitte von Mellau: Kindergarten, Volksschule, Pfarrkirche, Gemeindeamt und Dorfsaal definieren so selbstverständlich das Herz der Bregenzerwälder Gemeinde, dass man fast denken könnte, es sei nie anders gewesen. Dabei existiert das Ensemble in dieser Form erst seit der Eröffnung von Kindergarten und Dorfsaal im Herbst 2018. Beide Neubauten basieren auf einem Entwurf des Büros DornerMatt Architekten aus Bregenz, das vier Jahre zuvor einen entsprechenden Architektenwettbewerb gewann.
DornerMatt Architekten, Bregenz AT
Kaspar Greber Holz- und Wohnbau GmbH, Bezau AT
Mader + Flatz Baustatik, Bregenz AT
Pollmeier, D-99831 Amt Creuzburg
Die Architekten erkannten sofort, was die Gemeinde brauchte: ein richtiges Zentrum mit klaren Strukturen, mit einladenden Gebäuden, die viele verschiedene Aktivitäten ermöglichen und die Kluft zwischen den Generationen überbrücken. Deshalb fügten sie zwei neue Gebäude hinzu, die in ihrer Gestaltung den bereits vorhandenen ähneln. Um dem Ensemble mehr Struktur zu geben, sind die neuen Gebäude im rechten Winkel zueinander angeordnet. Der neue Platz ist somit klar definiert und dennoch durch Durchgänge zwischen den Gebäuden zugänglich. Sowohl für den Rohbau als auch für den Innenausbau wurde Holz gewählt, da es für warme und gemütliche Räume sorgt, vor Ort verfügbar ist und zu den Holzstrukturen der anderen Gebäude rund um den Platz passt.
Das größere und wohl auch wichtigere der beiden neuen Gebäude ist der multifunktionale Gemeindesaal für bis zu 400 Personen. Er hat sich bereits zu einem beliebten Veranstaltungsort für Vorträge, Konzerte und andere gesellschaftliche Events entwickelt und dient auch als Sporthalle für die nahe gelegene Grundschule und den Kindergarten. Im Untergeschoss befinden sich die üblichen Nebenräume sowie ein großer Übungsraum für Bands.
Der vollständig überdachte Eingangsbereich ist 29 m breit, 6 m hoch und 3 m tief. Auffälligste Merkmale sind die in den Raum hineinragenden Fichtenrippen an den Seitenwänden und der Decke sowie der Boden aus langlebigem Accoya-Holz mit Nut und Feder. „Zusammen mit der großen Glasfassade bilden diese Elemente einen eindrucksvollen Eingangsbereich, der die Besucher mit offenen Armen in einem witterungsgeschützten Raum empfängt und als Bindeglied zwischen draußen und drinnen fungiert“, erklärt Hannes Zumtobel von DornerMatt Architekten. Die Leichtigkeit und Eleganz des Neubaus beruht vor allem auf diesem offenen Raum, seiner filigranen Rippenkonstruktion, die sich bis ins Foyer fortsetzt, und vor allem auf seiner Transparenz. Blickt man vom Platz aus durch Foyer und Saal, so sieht man die hinter dem Gemeindesaal liegenden Gebäude, da die in dieser Richtung nur 16 cm breiten BauBuche-Pfosten den Blick nicht versperren.
Das 750 m² große Dach ruht hauptsächlich auf 16 x 32 cm großen BauBuche-Pfosten, die in drei parallelen Reihen angeordnet sind. Entlang der Fassade und der Achse der niedrigen Trennwand zwischen Saal und Foyer sind sie raumhoch. Auf der anderen Seite des Gebäudes stützen sie sich auf die niedrige Massivwand, die die Nebenräume trennt. Die einzigen raumhohen Massivwände oberhalb der Betonunterkonstruktion befinden sich im Bühnenbereich, der als aussteifender Kern des Gebäudes dient. Alle anderen Innen- und Außenwände sind als nicht tragende Holzständerwände ausgeführt.
Auf den BauBuche-Stützen liegen in Gebäudequerrichtung 30 cm breite BauBuche-Träger auf, die sowohl am Eingangsbereich als auch an der rückwärtigen Nebenraumzone auskragen. Im 12 x 22 m großen und 6 m hohen Hallenraum wirken die 68 cm hohen, flächenbündig in die gelochte Fichtenholz-Akustikdecke integrierten Träger raumgliedernd, während sie im Foyer und Eingangsbereich aus gestalterischen Gründen nicht sichtbar sind. Hier verlaufen sie – aufgrund der geringeren Spannweite nur 36 cm hoch – über der Rippenkonstruktion und den aussteifenden Fichtenholz-Dreischichtplatten. Sämtliche BauBuche-Elemente wurden von Pollmeier mit Bohrlöchern und Schlitzen für die Stahleinbauteile bereits fertig abgebunden an das beteiligte Holzbauunternehmen geliefert, was eine effektive und zeitsparende Montage vor Ort ermöglichte.
Einer der Hauptgründe, warum sich die Architekten für BauBuche entschieden, war die hohe Tragfähigkeit des Materials, die es ermöglichte, die Querschnitte der Elemente deutlich kleiner zu halten als bei einer herkömmlichen Laubholzkonstruktion. „Mit BauBuche konnten wir die Balkenhöhe in der Halle auf 68 cm reduzieren und so eine Dachkonstruktion mit einer Höhe von nur 100 cm von der Fertigdecke bis zum Attikaanschluss realisieren“, so Zumtobel. Dieses Maß war für die Architekten entscheidend, denn es bestimmt die Höhe des Dachbalkens über dem Eingangsbereich und damit die Gesamtproportionen des Gebäudes.
BauBuche ist nicht nur das zentrale Baumaterial der neuen Gemeindehalle, sondern dominiert auch das Innere. Da sind zum Beispiel die charakteristischen rot gefärbten Oberflächen des konstruktiven Furnierschichtholzes, die dem geschulten Auge die tragende Konstruktion der Halle offenbaren. Zusammen mit den anderen Holzelementen im Inneren des Gebäudes bilden sie einen harmonischen Innenraum. Besonders deutlich wird dies im Foyer mit seinen großen Glaswänden an drei Seiten. Der Boden aus Eschenparkett mit seiner lebendigen Maserung steht in reizvollem Kontrast zu den schlichten Tannentäfelungen an den Wänden und der Decke sowie den schlanken Bauelementen. Zusammen ergeben sie einen gut strukturierten Raum, der weit mehr ist als nur eine Erweiterung der Halle. Ein niedriger schwarzer Kubus mit abgerundeten Ecken, in dem sich der Gastronomiebereich befindet, bildet ein markantes Element in einem von warmen Holztönen dominierten Raum. „Um diesem Korpus einen eigenen Charakter zu geben, haben wir BauBuche-Platten verwendet, die mit schwarzem Lack lackiert wurden, so dass das typische Furnierschichtholzmuster noch sichtbar ist“, erklärt Zumtobel.
Der eigentliche Gemeindesaal ist ein symmetrischer Raum mit einer 70 m² großen Bühne, die über eigene Fenster verfügt und direkt vom Foyer aus zugänglich ist. Wenn die Faltwand vor der Bühne geschlossen ist, dient die Bühne somit als separater Raum. Dezente schwarze Markierungen auf dem Boden zeigen, dass die Halle als Sportstätte genutzt wird. Durch Fensterreihen auf beiden Seiten des Gebäudes wird die Halle mit Tageslicht durchflutet. Der Gesamteindruck des Raumes ist von schlichter Eleganz. Wie im Foyer ist der Schwingboden in Esche ausgeführt, die Wände sind mit Tannenholz verkleidet und die Decke ist mit gelochten Fichtenholzplatten verkleidet.
Damit ist der Saal ein echter Multifunktionsraum, der sich für formelle und festliche Veranstaltungen ebenso eignet wie für den Sportunterricht. Beim Blick durch die Glaswand bis zur Decke des Foyers fällt der reizvolle Kontrast zwischen den glatten Oberflächen in der Halle und der Rippenstruktur über dem Foyer auf. Mit ihrem Entwurf ist es den Architekten gelungen, jedem Raum sein charakteristisches Ambiente und Aussehen zu geben, was auf die Vielseitigkeit des Gebäudes hinweist.
-Text von Roland Pawlitschko–
Beratung für Architekten, Bauingenieure, Bauherren und Holzbauunternehmen