Filigrane BauBuche trotzt den Schneelasten

Product: BauBuche

The new sales and showroom building for a motorbike dealership in the foothills of the Alps had to meet a number of requirements, which were all met by an attractive construction in BauBuche.

Details

Bauherr

BMW Martin – Erwin Martin GmbH, D-87466 Oy-Mittelberg

GU (Architektur/ Entwurfsplanung/ Statik/ Holzbau Arbeitsvorbereitung + Montage/ Brandschutz/ Außenanlagen)
Grundfläche

790 m²

Realisierung

März 2017 – März 2018

Der auf rund 1.000 m Höhe über NN gelegene Kneipp- und Luftkurort Oy-Mittelberg im Landkreis Oberallgäu wird von der Natur und Schönheit der Voralpenlandschaft geprägt. Im dortigen Gewerbepark 2 hat der Unternehmer Sebastian Martin aufgrund stetigen Wachstums und beengter Verhältnisse am alten Standort seinen neuen Firmensitz errichtet. Passend zu den hochwertigen BMW-Motorrädern wollte er auch seine neuen Verkaufs-, Lager- und Büroflächen in hohen Bauqualitäten errichtet sehen. Gleichermaßen galt es auch die baulichen Vorgaben des BMW-Motorrad Stammwerks umzusetzen, z.B. einen asphaltähnlichen Hallenboden aus einem 20 mm Industrieestrich mit Anthrazitton, ein hochwertiger Holzdielenboden aus Eichenholz im Verkaufsraum wie auch ein schickes Eichen-Mobiliar in Natur und Weiß. Darüber hinaus mochte Sebastian Martin einen neuen Standort errichten, der von ausgewählten und reduziert eingesetzten Materialien determiniert wird, gemäß dem Prinzip: Weniger ist mehr!

 

Schneelastberechnung in Abhängigkeit der Dachform

Die Gründung des neuen Werks mit Büros, Motorrad-Ausstellung, Ausstattungs- und Ersatzteilbereich sowie einer eigenen Werkstatt erfolgte über eine 20 cm dicke, mit XPS gegen das Erdreich gedämmte, schwimmende Stahlbeton-Bodenplatte. Darauf brachte man einen Industrieestrich auf, in den direkt die Energie sparende Fußbodenheizung integriert wurde, die von einer Gastherme mit einer Vorlauftemperatur von rund 35 Grad Celsius angefahren wird. Ein gemauerter Erschließungskern beherbergt Treppenhaus und Aufzug. An diesen fügen sich auf zwei Ebenen an der Westseite die Verwaltungsräume an. Die Werkstatt mit großdimensionalen Fensterflächen befindet sich im südlichen Bereich, während sich die große Ausstellungshalle nördlich an den Bürotrakt anschließt. Bei der Berechnung der Tragwerkskonstruktion der galt es insbesondere den hohen Schneelasten Rechnung zu tragen, die sich aus der lokalen Schneelastzone 3 mit einer definierten Last am Boden von 6,0 kN/m² ergaben.

 

Konstruktion aus BauBuchen-Fachwerkträgern und Leimbindern

Der Bauherr hat bei seinem neuen Werksgebäude bewusst auf den Baustoff Holz gesetzt, aus dem folgerichtig die Primärkonstruktion mit den Pultdachrahmen und Giebeln besteht, ebenso wie die Längsaussteifung mittels Holzverbänden in Dach und Wand. Bedingt durch die kompakte, rechteckige Gebäudeform mit einer Länge von 42,50 m bei einer Breite von 18,66 m hätte eine Ausführung mit normalen Leimholzbindern aufgrund der hohen Schneelasten zu einem ungleich wuchtigen und im Verhältnis zum umbauten Raum überdimensioniert wirkenden, drückenden Dachtragwerk geführt. Ferner sollte die von Anfang an sichtoffen geplante Konstruktion den zeitlos-modernen Charakter des Neubaus widerspiegeln, was mit normalen BSH-Vollwandträgern der erforderlichen, stattlichen Maße bis zu 2 m Höhe nicht möglich gewesen wäre. Auch die alternativ erwogenen Fachwerkträger aus Nadelholz konnten aufgrund der ersichtlich hohen Anzahl an Verbindungsmitteln die Vorstellungen nicht erfüllen, zumal auch eine kalkulierte Fachwerkhöhe von etwa 2 m – mit jeweils wuchtigeren Ober- und Untergurten – optisch nicht zu vermitteln war. Die Lösung lag in einer holzbaulichen Mischkonstruktion aus relativ schmalen und hoch lastabtragenden Fachwerkträgern aus BauBuche, kombiniert mit Stützen, Deckenbalken und Pfetten aus Fichtenholz. Insbesondere die signifikant höhere Zug- und Tragfähigkeit der BauBuche im Vergleich zu Brettschichtholz ermöglichte ein filigranes, schlankes Dachtragwerk, das in seinen Abmessungen einer Ausführung in Stahl gleichgekommen ist. Und das, ohne dessen hohe, graue Energieanteile und ohne dessen erforderliche Brandschutzvorkehrungen getroffen haben zu müssen, da Träger und Stützen aus Holz eine längere Feuerwiderstandsdauer aufweisen als ähnlich dimensionierte Stahlkonstruktionen.

 

Tragwerk auf der Höhe der Bauzeit

Die kraftschlüssige Verbindung der Fachwerkträger aus BauBuche erfolgte mit Stabdübeln und Schlitzblechen. Für die Aussteifung der Verbundkonstruktion zeichnen angeschlossene Windverbandstreben verantwortlich. Die Fachwerkträger werden am Ober- und Untergurt von Leimholzstützen getragen, die wiederum den Lastabtrag des Gebäudes sicherstellen. Deren Anschluss auf dem Sockel eines die Halle umlaufenden Streifenfundaments aus Stahlbeton erfolgte mit Stabdübeln und Schwerlastankern. Dabei leiten elastisch gebettete Betonbalken die Vertikallasten ins Erdreich ab. Das Ergebnis zeigt ein Tragwerk auf der Höhe der Bauzeit, das nicht nur den statischen sondern auch den optischen Kriterien gerecht wird und darüber hinaus dem neuen Firmensitz von Sebastian Martin einen identitätsstiftenden Charakter verleiht. Eine Wiederkehr hat die BauBuche in den Fensterlaibungen erfahren, so dass summa summarum 16 m³ des vielseitig verwendbaren Buchen-Furnierschichtholzes für den Bau der neuen Werkshalle von Sebastian Martin eingesetzt wurden. Der Aufbau der Gebäudehülle inkl. des Daches erfolgte mit Sandwichelementen. Die werkseitig mit PU (Polyurethan) gedämmten Paneele verfügen über eine wetterfeste, alukaschierten Außenoberfläche mit einer innenseitigen Unterschale aus Blech, die direkt auf der Konstruktion befestigt wurden. Bei der Dachkonstruktion lagern die Sandwichpaneele auf einer Pfettenlage aus Leimholz. Der hohe Vorfertigungsgrad der Elemente ermöglichte eine zeitnahe Montage mit überschaubarem Aufwand.

 

Neue Möglichkeiten in der Planung und Ausführung

Das Bauvorhaben belegt, welche Vielfalt an konstruktiven wie auch gestalterischen Möglichkeiten die BauBuche offeriert. Dabei stehen hochbelastete Bauteile ebenso im Fokus von Tragwerksplanern und Architekten, wie auch durch Normalkräfte beanspruchte Fachwerksysteme. Einen weiteren Aspekt bilden Bauteile mit Spannungsproblematiken, die sich aus dem Verhältnis von Elastizität und Festigkeit ergeben. Hier sind Träger aus BauBuche ein probates Mittel der Wahl, da sie erhöhten Durchbiegungskräften Stand halten, bei parallel erforderlichen, kleineren Querschnitten, so z.B. bei Mehrfeldträgern, bei denen es bedingt durch räumliche Limitationen auf jeden cm an Höhenreduktion ankommt.

 

Fazit des Holzbauunternehmens:

Trotz des erhöhten Aufwandes bei der Bearbeitung und eines höheren Materialpreises der BauBuche im Vergleich zum Fichtenleimholz, ist das Fazit der ausführenden Firma durchweg positiv: „Wir werden das Material bei zukünftigen Bauvorhaben wieder einsetzen.“

– Text by Marc Wilhelm Lennartz –

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