Leichter Trägerrost in BauBuche – Dachtragwerk des neuen Hörsaals H9 der Hochschule Bochum

Product: BauBuche

Mit insgesamt 350 Plätzen ist der neue Hörsaal H9 das aktuell größte Auditorium der Hochschule Bochum. Nicht zuletzt, weil das Hörsaalgebäude direkt an ein geschütztes Waldgebiet angrenzt, forderte die Hochschule Bochum im hierfür ausgelobten öffentlichen Vergabeverfahren die sensible Einbettung in das natürliche Umfeld und ein konsequent nachhaltiges Gebäudekonzept. Dass Banz + Riecks Architekten den Zuschlag erhielten, hat mehrere Gründe. Beispielsweise schlug das im Bau von Holz- und Nullenergiehäusern erfahrene Büro ein Gebäude vor, das sich mit großer Selbstverständlichkeit sowohl in den bestehenden Hörsaalkomplex als auch in den Naturraum einfügt. Letzteres gelingt mit einem weit auskragenden Baukörper, dessen Betonsockel den Erdboden nur auf relativ kleiner Fläche berührt. Wesentlich für den Gewinn des Vergabeverfahrens waren aber auch das grazile Holztragwerk und die großflächige Glasfassade, die den Hörsaal leicht und elegant wirken lassen und einen engen Bezug zum Wald herstellen.

Details

Bauherr

Hochschule Bochum, Bochum, DE

Bauort

Bochum

Fertigstellung

Mai 2019

Holzbau

Haveloh GmbH, Ahaus-Alstätte, DE

Tragwerksplaung

Unkonventionelles Raumkonzept

Die Hauptzugänge zum Hörsaal befinden sich in einem großen, introvertierten Erschließungsfoyer im 1. Obergeschoss des Hörsaalkomplexes, von dem aus acht weitere Auditorien erschlossen sind. Nach Öffnen der Türen erwartet die Studenten eine Überraschung: Sie gelangen nicht – wie bei den übrigen Hörsälen – in einen Raum ohne Tageslicht, in dem sie dem Vortragenden frontal gegenüberstehen, während sie von allen Zuhörern nur die Rücken sehen. Sie finden sich vielmehr auf der Galerieebene eines lichtdurchfluteten Atriums wieder, wo der Blick durch eine Dreifachverglasung über die Baumwipfel des Waldes schweift und wo auf dem Weg zu einem freien Platz genug Zeit bleibt, um die Gesichter der in abfallenden Reihen vor einem sitzenden Kommilitonen zu sondieren. Unwillkürlich ins Auge fallen aber auch die schlanken BauBuche-Stützen und der 22 m weit spannende BauBuche-Trägerrost der Dachkonstruktion.

Räumliches Tragwerk ganz aus BauBuche

Banz + Riecks Architekten schwebte für den neuen Hörsaal von Anfang an ein Dachtragwerk aus Holz vor, das nicht etwa hinter einer Abhangdecke verschwinden, sondern als gut sichtbare und nachvollziehbare Konstruktion erlebbar sein sollte. Erste Überlegungen führten zu einer Tragstruktur aus Haupt- und Nebenträgern, die angesichts der großen Spannweite allerdings insgesamt zu hoch geworden wäre und zudem die Atmosphäre eines Industriebaus oder einer Sporthalle erzeugt hätte. Aus dem Wunsch nach einer ungerichteten Konstruktion entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner Burkhard Walter schließlich die Idee des quadratischen Trägerrosts mit 3,6 x 3,6 m großen Feldern. Zu dessen statischen Besonderheiten zählen die lediglich gelenkigen Anschlüsse, durch die – nicht wie sonst üblich – ein Biegetragwerk, sondern ein Schubtragwerk entsteht. Lasten werden hier nur senkrecht zur Rostebene abgetragen, wodurch die systembedingt identischen Querschnitte der Einzelbauteile vergleichsweise gering ausfallen. BauBuche erwies sich für diesen Rost in zweierlei Hinsicht als besonders vorteilhaft. Zum einen hätten Nadelholzträger aufgrund ihrer geringeren Tragfähigkeit, Biege- und Schubsteifigkeit wesentlich größere Abmessungen erfordert und so der Idee eines leichten Tragwerks entgegengewirkt. Zum anderen entsprach die technische Optik und die atmosphärische Wertigkeit von BauBuche genau den Vorstellungen der Architekten. „Die Erlebbarkeit der Architektur, des Tragwerks, der Akustik und der energetischen Aspekte schien uns am konsequentesten mit diesem Produkt möglich“, sagt Dietmar Riecks.

Nicht sichtbare Verbindungen

Der Trägerrost besteht aus BauBuche-Trägern mit jeweils 20 x 128 cm Querschnitt, die in drei unterschiedlichen Längen fertig abgebunden angeliefert und stumpf gestoßen wurden. Deren Verbindung erfolgt mittels Querkraftanschlüssen aus Stahl – mit Einhängebeschlägen an den Längsseiten sowie ausgefrästen Aussparungen an den Stirnseiten der Träger. Dank der Ausfräsungen an den Kreuzungspunkten sind diese Beschläge nicht sichtbar, sodass visuell der Eindruck eines reinen Holztragwerks entsteht. Darüber hinaus dient die verdeckte Montage dem Brandschutz, weil die Stahlbauteile dadurch im Brandfall vor Feuereinwirkung geschützt sind.

Ebenfalls nicht sichtbar sind die Stahl-Verbindungen zwischen dem Holzrost und den stumpf anschließenden, 20 x 40 cm großen BauBuche-Stützen entlang der Glasfassaden. Im Holz verborgen liegen ein Stahl-Dorn sowie eine Verschraubung, die zusammen die Lagesicherung übernehmen. Die hier erreichte Schlankheit der Stützen war vor allem deshalb möglich, weil der Rost statisch als Scheibe wirkt, die horizontale Kräfte größtenteils nicht in die Stützen, sondern in die Betonwand zum Erschließungsfoyer ableitet. Ohne diese Scheibenwirkung wären in Stützenebene Auskreuzungen oder eine Rahmenkonstruktion nötig gewesen.

Montagezeit des Holz-Trägerrosts: zwölf Tage

Die Bauarbeiten am Trägerrost begannen in einer Ecke des Gebäudes, wobei die BauBuche-Elemente über einem Stützgerüst sukzessive in Richtung der gegenüberliegenden Ecke ineinander gehängt und mit Vollgewindeschrauben fixiert wurden. Tragfähig war die an nur zwölf Novembertagen unter freiem Himmel errichtete Konstruktion dabei erst nach der vollständigen Fertigstellung des Rosts. Um das feuchteempfindliche Buchenholz vor Witterungseinflüssen zu schützen, wurde es zum einen in eine reißfeste Folie gehüllt, zum anderen mit einer wasserabweisenden, diffusionsoffenen Beschichtung versehen. Einen weiteren Schutz boten die anschließend aufgebrachte 10 cm starke Brettstapeldecke und der darüber liegende Dachaufbau. Unter der Brettstapeldecke befinden sich heute Kiefernholz-Akustikplatten, die zusammen mit quadratischen LED-Pendelleuchten in jedem Feld des Holzrosts die Untersicht ausbilden.

Holz als nachhaltiges raumprägendes Material

Holz findet sich im Tragwerk des Hörsaals und im Eichen-Industrieparket ebenso wieder wie in den anthrazit gebeizten Wandbekleidungen und Holz-Klappstuhlreihen. Auf diese Weise entsteht ein in sich stimmiger, angenehmer Raum, der zudem eine gute Raumakustik bietet. Hinzu kommt, dass Holz als nachwachsender Baustoff dem bereits im Vergabeverfahren formulierten Wunsch der Hochschule nach energetischer Effizienz und einem konsequent nachhaltigen Gebäudekonzept entspricht. In diesem Zusammenhang sind nicht zuletzt die Unterschreitung der Energieeinsparverordnung (EnEV) um 50 Prozent und die Nutzung von Geothermie zur Wärme- und Kälteversorgung erwähnenswert. Und so kann der Hörsaal H9 zweifellos als Anschauungsobjekt für zeitgemäßes Bauen dienen, wenn hier möglicherweise bald erste Vorlesungen der Architekturfakultät stattfinden.

-Text by Roland Pawlitschko-

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