Neuer Hauptsitz von Scott Sports in Givisiez: Harte Schale, weicher Kern – ein Atrium ganz in BauBuche

Product: BauBuche

Die Geschichte von Scott Sports begann 1958 mit der Erfindung des ersten Aluminium-Skistocks. Ihm folgten viele weitere Neuentwicklungen für den Profisport: z. B. ultraleichte Mountainbikes und Rennräder sowie Ski mit Carbonrahmen und innen liegender Sandwichkonstruktion mit Holz und Luftkanälen. Allen Produkten gemeinsam ist die Fokussierung auf die drei Scott-Leitmotive „Innovation, Technology und Design“. Diesen Markenkern verkörpert unverkennbar auch der neue Unternehmenshauptsitz in Givisiez im Kanton Fribourg, der die bislang verstreut liegenden Firmenstandorte in einem Gebäude bündelt.

Details

Bauherr

Scott Sports SA, Givisiez, CH

Bauort

Givisiez

Fertigstellung

April 2019

Architekt
Holzbau

Gutknecht Holzbau, Murten, CH

Tragwerksplaung
Bauingenieur
Fotos

Philipp Zinniker, Itten+Brechbühl AG

Ziel der Architekten vom Berner Büro IttenBrechbühl war es, ein identitätsstiftendes Gebäude für bis zu 600 Mitarbeiter zu schaffen, dessen großzügiges, offenes und lichtdurchflutetes Arbeitsumfeld das Miteinander und den Austausch fördert. Wer sich dem Neubau heute nähert, kann diese Offenheit bereits in der Fassade erahnen. Sie besteht aus einer leichten, eigens entwickelten Aluminiumhaut aus dreieckigen perforierten Verschattungspaneelen, die sich je nach Sonneneinfall automatisch öffnen oder schließen. Die Paneele lassen eine unregelmäßige und doch gleichförmig strukturierte Gebäudehülle entstehen, die unwillkürlich Assoziationen zu sportlicher Dynamik weckt. Dieser Eindruck wird verstärkt von der wellenförmigen Unterkante dieser Hülle, die in variierenden Abständen zum Boden rund um das vollverglaste Erdgeschoss mäandriert.

Motto der Architekten: „harte Schale, weicher Kern“

Gleich nach Passieren des Haupteingangs gelangt man buchstäblich in eine andere Welt. Das Foyer weitet sich in Gebäudemitte zu einem lang gestreckten Atrium voller Tageslicht. Während die äußere Aluminiumfassade als eher technisch-kühle Großform erlebt wird, erscheinen die Dachkonstruktion und die fünfgeschossigen Atriumfassaden aus BauBuche kleinmaßstäblich und in fast wohnlicher Natürlichkeit. Hier im rund 15 x 42 m großen und 22 m hohen Atrium schlägt das Herz des Unternehmens. Hier finden Veranstaltungen statt. Hier begegnen sich die Mitarbeiter – etwa, wenn sie sich zwischen Eingang, Kantine, Showroom und Auditorium im Erdgeschoss und den Büros in den Obergeschossen hin- und herbewegen.

Als Naturmaterial war Holz für diesen Ort des Austauschs geradezu prädestiniert. Die Architekten wollten aber auch auf den Ski als typisches Scott-Produkt Bezug nehmen, und weil das Wort Ski im ursprünglichen Wortsinn für „gespaltenes Holz“ steht, entstand die Idee, im Atrium Furnierschichtholz einzusetzen. BauBuche bot dabei sowohl die nachhaltige Nutzung von Laubholz und jene technische Ästhetik, die perfekt zur High-Tech-Welt von Scott passt, als auch einen angenehm warmen Farbton. Und schließlich erlaubte seine hohe Festigkeit vor allem in der Dachkonstruktion wesentlich geringere und damit elegantere Querschnitte als Nadelholzwerkstoffe.

Extrem leichte und doch räumlich präsente BauBuche-Dachkonstruktion

Prägend für die Raumatmosphäre im Atrium ist insbesondere die große Tageslichtmenge, die durch ein Glasdach in den Raum gelangt. Getragen wird das Dach von 27 jeweils 15,4 m langen und zwischen 0,8 und 1,2 m hohen BauBuche-Satteldachträgern, die dank einer Breite von nur 12 cm extrem filigran wirken. Hinzu kommen ebenfalls 12 cm breite, aber wesentlich niedrigere Querträger, die die Größe der Glasfelder definieren und die Hauptträger gegen seitliches Kippen sichern. Sie sind als Hohlkasten ausgebildet und bestehen aus akustischen Gründen vor allem aus perforiertem Buchensperrholz.

Beim Blick zum Himmel erscheint die Dachkonstruktion in fast schwereloser Leichtigkeit, weil es neben der schlanken Dachkonstruktion keinerlei störende Elemente gibt: Die Deckenbeleuchtung besteht aus LED-Lichtbändern, die kaum sichtbar in jeden zweiten Träger integriert sind, und Sonnenschutzvorrichtungen gibt es hier ebenso wenig wie in der äußeren Erdgeschossfassade. In beiden Fällen kam elektro­chromes Son­nenschutzglas zum Einsatz, das sich je nach Sonneneinstrahlung stufenlos tönen lässt, ohne den Blick ins Freie zu versperren. Umgekehrt sorgt das gefilterte direkte Sonnenlicht den ganzen Tag über für ein feingliedriges, lebhaftes Licht- und Schattenspiel im Atrium, ohne dass es dabei gleichzeitig zu unerwünschten Blendungen und Wärmeeinträgen kommt.

Unregelmäßiges Regelmaß in den Atriumfassaden

Die Längswände des Atriums bestehen aus geschosshohen, komplett vorgefertigten Wandelementen mit 6 cm breiten und 9 bzw. 12 cm tiefen BauBuche-Lamellen. Allein die Tatsache, dass die unterschiedlichen Lamellen wie zufällig über die Wandfläche verteilt sind, lässt die Atriumfassade leicht wellenförmig erscheinen. Hinzu kommen die mit 17,5 bzw. 20 cm ungleichen Achsabstände der Lamellen, die nur in den Hauptträgerachsen, ansonsten jedoch kaum je von einem Geschoss zum nächsten in einer Linie durchlaufen. Letzteres hat nicht nur mit der bewussten Inszenierung eines unregelmäßigen Regelmaßes zu tun, das dem Atrium eine behagliche Raumatmosphäre mit menschlichem Maßstab verleiht und zudem akustische Vorteile bietet. Es liegt auch darin begründet, dass es hiermit gelingt, mit einem millimetergenauen Holzbau die bis zu ±2 cm großen Rohbautoleranzen des Betonbaus abzufangen – beide Achsabstände sind ein Vielfaches des gewählten Bürorasters von 1,4 m.

Fassadenmontage mit temporär an den Dachträgern abgehängten Kranbahnen

Da die großen und schweren vorgefertigten Wandelemente erst nach Errichtung des Betonrohbaus und der BauBuche-Dachträger montiert werden konnten, war die Nutzung der Baustellenkräne oder das Einbringen mobiler Kräne nicht möglich. Also entwickelte das Holzbauunternehmen Gutknecht gemeinsam mit dem Tragwerksplaner Daniel Indermühle eine pfiffige Lösung mit temporär an den Dachträgern abgehängten Kranbahnen. Statisch war dies wegen der Abhängungspunkte jeweils in der Nähe der Auflager und der Tragreserven der Träger unproblematisch. Nicht möglich hingegen waren punktuell am Rohbau befestigte Gerüste, weil die Wandelemente entlang der Innenfassaden frei verfahrbar sein sollten. Stattdessen wurde das ohnehin notwendige Dachgerüst kurzerhand um zwei seitliche, sich in Raummitte gegenseitig abstützende Gerüste erweitert.

Im Sinne eines einheitlich wirkenden Innenraums wurden die zum Atrium orientierten Verglasungen vereinzelt mit BauBuche-Lamellen versehen, während die Deckenstreifen der beiden vollverglasten Stirnseiten die gleiche Fassade erhielten wie die Längswände. Letztlich erscheint aber nicht nur das Atrium, sondern der gesamte Hauptsitz wie aus einem Guss. Nicht ganz unbeteiligt sind in diesem Zusammenhang die zahlreichen Kaffee-, Wertstoff- und Kopierstationen, die auf alle Geschosse verteilt und ebenfalls mit BauBuche-Lamellen bekleidet sind. Sie fungieren als Materialreminiszenz an das Atrium und machen das Buchen-Furnierschichtholz überall im Gebäude erlebbar – als leistungsfähiges und ästhetisches Material, das dem Markenkern von Scott Sports auf ideale Weise zu entsprechen scheint.

-Text by Roland Pawlitschko-

Share reference

Beratung für Architekten, Bauingenieure, Bauherren und Holzbauunternehmen:

+49 (0)36926 945-560 baubuche@pollmeier.com

Beratung zu Schnittholz, BauBuche und für Pollmeier LVL:

+49 (0)36926 945-163
sales@pollmeier.com

POLLMEIER IS A MEMBER OF GERMANY'S FEDERAL ASSOCIATION OF SAWMILLING AND WOOD INDUSTRIES​

Products

Company

Service

POLLMEIER IST MITGLIED DES BUNDESVERBANDS DER SÄGE- UND HOLZINDUSTRIE IN DEUTSCHLAND