Umgeben von BauBuche arbeiten und sich wohlfühlen

München, Deutschland

Mit dem kürzlich fertiggestellten sechsgeschossigen Bürogebäude namens ‚i8’ auf dem iCampus erhielt das neue Münchner Quartier ‚Werksviertel’ einen Holz-Hybridbau der besonderen Art: Hier stand von Anfang an das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Fokus der Planung. Eine maßgebliche und tragende Rolle spielt dabei die BauBuche.

Beteiligte

Bauherr:

R&S Immobilienmanagement GmbH, D-81671 München, www.rusim.de

Architektur:

C.F. Møller GmbH, DK-2200 Kopenhagen, www.cfmoller.com in Kooperation mit RKW Architektur+, RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky GmbH, 40474 Düsselsorf, www.rkwmail.de

Tragwerksplanung:

merz kley partner, A-6850 Dornbirn, www.mkp-ing.com und BWP Ingenieure GmbH, D-80807 München, www.bwpgmbh.de

Holzbau:

Eder Holzbau GmbH, D-83075 Bad Feilnbach, www.eder-holzbau.de

Produktion BauBuche-Bauteile:

Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG, D-99831 Creuzburg, www.pollmeier.com

Planungs- und Bauzeit:

2020 bis 2025

Beginn Rohbau UG:

12/2022

Beginn Montage Holzbau:

06/2023

Fertigstellung Rohbau:

03/2024

Gesamtfertigstellung:

ca. 06/2025

Fotos

Yohan Zerdoun Photography, D-79114 Freiburg, www.yohanzerdoun.com

merz kley partner, A-6850 Dornbirn, www.mkp-ing.com

Eder Holzbau GmbH, D-83075 Bad Feilnbach, www.eder-holzbau.de

Zeichnungen

C.F. Møller GmbH, DK-2200 Kopenhagen, www.cfmoller.com

merz kley partner, A-6850 Dornbirn, www.mkp-ing.com

R&S Immobilienmanagement GmbH, D-81671 München, www.rusim.de

Projektinformationen

Im Umfeld des Münchner Ostbahnhofs entsteht ein neues Quartier, das Werksviertel. Hier sollen innovative Arbeitswelten, also Büros nach New-Work-Konzepten, ebenso ihren Platz finden wie Gastronomie, Handel, Kunst und Freizeitangebote. „Work-live-Quartier“ lautet das Credo. Eines dieser Gebäude ist das i8, ein sechsgeschossiger Bürobau in Holz-Hybridbauweise. Beauftragt von der R&S Immobilienmanagement GmbH hat hier das renommierte dänische Architekturbüro C.F. Møller ein Gebäude entwickelt, in dem nicht nur eine nachhaltige Bauweise, sondern vor allem auch Räume mit hoher Aufenthaltsqualität wichtig waren. Ganz im Sinne des Quartiers stand für den Auftraggeber, entsprechend einem holistischen Gesundheitsverständnis, das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt des Entwurfs. Durch die Verwendung von Holz für die sichtbare Tragstruktur, für Vertäfelungen, Fenster und Türen, entstand eine angenehme, harmonische Atmosphäre mit wohngesundem Raumklima.

 

Sechsgeschossige U-Form umschließt gebäudehohes Atrium

Der 23 m hohe Sechsgeschosser mit einer Gesamtgeschossflächenzahl von 20.000 m2 konnte dank des hohen Vorfertigungsgrades in nur rund neun Monaten fertiggestellt werden. Auf einer Grundfläche von etwa 3.600 m2 entwickelt sich der Bau in Form eines liegenden U mit unterschiedlich langen Schenkeln. Der nördliche Flügel ist mit 115 m Länge mehr als doppelt so lang wie sein paralleles Gegenüber mit 49 m Länge. Ersterer mündet in einer rechtwinkligen Spitze, die ihrerseits nur dreigeschossig ist, aber eine Dachterrasse erhielt. Alle übrigen Bereiche sind sechsgeschossig.

Diese beiden etwa 19 m breiten Gebäudeschenkel sind in einem lichten Abstand von rund 11 m platziert. Zusammen mit dem rund 12 m breiten Querriegel umschließen sie bis zur Länge des kurzen Schenkels den innenseitigen U-Raum, der als Atrium dient. Jeder Gebäudeschenkel wird in Längsrichtung über einen zentralen Stahlbetonriegel erschlossen, der neben Treppen und Aufzügen auch sanitäre Anlagen und weitere Aufenthalts- und Besprechungsräume aufnimmt. Flure führen zu den beidseitig angeordneten Büros, deren Flächen sich flexibel unterteilen lassen, so dass jede Etage in ein bis sechs Mietbereiche unterteilt werden kann. Innerhalb der Etagen können die Bereiche mit Einzel- und Teambüros sowie Kommunikationsflächen organisiert werden. Die Holzskelettbauweise aus hochtragfähigen BauBuche-Stützen und -Trägern ermöglichte die gewünschte offene Bürostruktur auf Basis eines Konstruktionsraster in Gebäude-Quer- und in Büroraum-Längsrichtung von 5,40 m.

Neben den Büroräumen mit Raumhöhen von rund 3 m bietet das i8 mit seinem Atrium auch einen Eventspace für bis zu 600 Personen. Dieses über alle sechs Geschosse reichende Atrium ist besonders gestaltprägend. In dem hellen, offenen Raum bieten sich viele Möglichkeiten der informellen Begegnung auf hölzernen Stufen, „schwebenden“ Treppen und Brücken. Belebt wird der Raum zudem durch große Holzrahmen, die sich aus der Innenfassade in den Luftraum zu schieben scheinen. Galerien und Loggien lockern die Innenfassade zusätzlich auf. Viel Tageslicht, Holz und Glas bereiten den Ankommenden einen freundlichen, inspirierenden Empfang. Networking, Wissensaustausch und der visuelle Kontakt zwischen den verschiedenen Etagen und Einheiten sollen so erleichtert werden, beschreiben die Architekten ihren Entwurfsansatz, mit dem sie 2020 aus dem ausgelobten Wettbewerb als Sieger hervorgegangen sind.

Schlanke BauBuche-Bauteile mit viel Holz-Holz-Verbindungen

Ohne BauBuche wäre das Projekt in Holzbauweise mit solch schlanken Querschnitten und einfachen Verbindungen nicht möglich gewesen. Zwar hätte man das Gebäude in ähnlicher Struktur auch „klassisch“ mit Fichten-Brettschichtholz errichten können, dann aber überwiegend mit deutlich größeren Querschnitten – insbesondere bei Stützen und Hauptträgern – und komplexeren Anschlussdetails mit mehr Stahl bzw. mehr Stahlverbindungsmitteln. Die hohe Tragfähigkeit der BauBauche ermöglichte außer kleineren Querschnitten zudem die Ausbildung vieler Details als Holz-Holz-Verbindung, bei der die Lastübertragung direkt über Holzkontakt erfolgt.

Außer den beiden langgestreckten Stahlbeton-Erschließungskernen im Inneren der beiden Gebäuderiegel sind quasi alle tragenden Bauteile wie Stützen, Fassaden- und Hauptträger sowie Unterzüge aus BauBuche gefertigt. Lediglich an den Gebäudeecken kamen Stahlbeton-Verbundträger (Peikko Deltabeam) zum Einsatz, um den Wechsel der Spannrichtung der Holz-Beton-Verbund-Decken zu bewerkstelligen. Entsprechend haben die Tragwerksplaner auf der Westseite in Achse 2 Deltabeam-Verbundträger eingesetzt. In Achse 3, am Atrium, wählten sie aufgrund von fehlenden Stützen jedoch einen 12 m weit spannenden Stahlkastenträger als Überzug bzw. Abfangträger. In Kombination mit Stahlzugstäben konnten die Lasten so nach oben bis zum Dach und dort auf die Eckstützen des Atriums geführt werden. Insgesamt legten die Tragwerksplaner großen Wert darauf, die Lasten möglichst durch Druckanschlüsse, also die oben erwähnten Holz-Holz-Verbindungen, zu übertragen, um so die Menge der Verbindungsmittel reduzieren zu können.

Die Geschossdecken sind mit Holz-Beton-Verbund-Elementen in Form von Rippendecken ausgeführt. Bei der Montage wurde zunächst der Kern, bestehend aus Stahlbetondecken auf Stahlbetonstützen sowie im Bereich der sanitären Anlagen auch Stahlbetonwänden, errichtet. Anschließend folgte die Platzierung der rund 4,50 m hohen BauBuche-Stützen mit Abmessungen von 36 cm x 40 cm im Erdgeschoss, gesichert durch temporäre Absprießungen. Auf den Stützen in den Fassadenachsen wurden dann 36 cm breite und 48 cm hohe BauBuche-Träger verlegt. Zwischen diesen Fassadenträgern und dem massiven Kern konnte schließlich der ‚hölzerne Teil‘ der Holz-Beton-Verbund-Decken elementweise eingehängt, die Bewehrung eingelegt und die unterschiedlich großen Auskragungen vorbereitet werden. Zu jedem Deckenelement gehören vier BauBuche-Träger (b x h = 20 cm x 24 cm), jeweils einer an den äußeren Längsseiten sowie ein Doppelträger in der Mitte. Beplankt sind die Elemente betonseitig mit Holzspanplatten (LivingBoard P7). BauBuche-Zahnleisten fassen die Elemente an den Stirnseiten und sorgen für die nötige Stabilität der Deckenelemente während Transport und Montage. Bevor schließlich der Aufbeton der Holz-Beton-Verbund-Decken im Erdgeschoss betoniert werden konnte, mussten entsprechende Abstützungen unter der Decke aufgestellt werden. Nach diesem Prinzip wurde das Gebäude Geschoss für Geschoss errichtet.

 

Doch auch wenn hier prinzipiell immer in gleicher Weise vorgegangen wurde, unterscheiden sich die Details gemäß den jeweiligen Anforderungen: entlang der Treppe im Atrium, an den Ecken des Gebäudes, an der Gebäudefuge und natürlich an den Anschlüssen zum Massivkern oder am Auflager der Brücke im Atrium sowie dem Anschluss an den Stahlbeton-Verbundträger (Deltabeam).

Ein typisches Detail ist der Knotenpunkt an der Fassadenseite an einer der 36 cm x 40 cm Standardstützen, an die in Fassadenachse die Fassadenträger anschließen, in dem die Träger beidseitig eine Ausklinkung von 10 cm erhielten, so dass die Träger aufliegen können. Ihre Lage wird durch Buchenholzdübel gesichert. Zudem mussten sowohl die Stützen als auch die Fassadenträger so ausgeklinkt werden, dass die Rippendecken-Elemente hier ebenfalls für die Montage aufliegen können. Im Endzustand und vor allem im Brandfall liegen die Deckenelemente über oberseitig aufgeschraubte Stahlplatten auf den Fassadenträgern und auf dem Stahlbetonkern auf. Die darüberstehende Stütze des Folgegeschosses steht auf diesen Stahlplatten und wird durch Stahl-Winkelverbinder in ihrer Lage gesichert.

Ganz anders gestaltet sich der Anschlusspunkt des 33,5 cm hohen Deltabeam-Trägers mit einer an die Stirnseite des Trägers geschweißten Kragplatte zwischen den BauBuche-Stützen, um nur ein Beispiel zu nennen. Am Auflager der Holz-Beton-Verbund-Elemente am Massivkern wiederum stoßen die BauBuche-Rippen mit einer schmalen Fuge gegen die Stahlbetondecken. Diese sind so ausgeklinkt, dass die Betonschicht der Holz-Beton-Verbund-Elemente, verstärkt durch Stahleinbauteile, hier aufliegt.

Die Fassade

Während im Inneren Holz und Glas die Architektur dominieren, tritt das Gebäude von außen mit einer markanten Fassade aus grünen Aluminiumstreben in Erscheinung. Diese ist unter anderem als Verbindung zu dem einstigen Bahn- und Industriestandort zu verstehen. Bei dem gewählten Grünton handelt es sich um den Farbton DB601-Grün, der Ton, der nach wie vor von der Deutschen Bahn als Anstrich für bestimmte Elemente wie Masten, Brücken oder Schranken verwendet wird. Das Aluminium selbst besteht zu 75 Prozent aus recyceltem End-of-Life-Aluminium, für dessen Herstellung nur ein Bruchteil des Energieaufwands erforderlich ist wie für die Herstellung von Primär-Aluminium.

 

Sparsamer Holzbau mit Flächengewinn

Zu guter Letzt ist der Flächenzugewinn bei einem Bürogebäude dieser Größenordnung aufgrund der Nutzung von BauBuche bemerkenswert. Denn das hochtragfähige Hartholz ermöglicht trotz hoher Lasten sehr schlanke Stützenabmessungen. In der Summe ergibt sich beim i8 – im Vergleich zu Stützen aus Fichten-Brettschichtholz – ein Flächenzugewinn von 64 m2. Je nach Quadratmeterpreis für Büroflächen kommt man hier mitunter auf bemerkenswerten Mehrwert, der bei einer Gebäudegröße wie das i8 in die Hunderttausende gehen kann – ein Betrag, der jeden Bauherrn und Investor aufhorchen lassen muss, ganz abgesehen von der Ästhetik eines Holzbaus aus BauBuche, die bei Entwurf und Planung natürlich im Vordergrund steht.

 

text by: Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

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    Projektfotos

    Die Verarbeitung der BauBuche – Ein Erfahrungsbericht von Projektleiter Bernhard Tritschler.

    Geschäftsführer der Holzbau Amann GmbH

    Baustellenfotos

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