Neuer Saal schmückt altes Schloss

Sozialstation Bad Bergzabern, Deutschland

Die Ökumenische Sozialstation Annweiler im Schloss von Bad Bergzabern (Rheinland Pfalz) freut sich seit Sommer 2017 an ihrem neuen Festsaal. Eingepasst in den Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes ergänzt der Neubau aus BauBuche die alte Bausubstanz mit neuem Schwung und fügt sich dennoch unauffällig ein.

Beteiligte

Tragwerksplanung

Haag Ingenieure, Ettlingen

Holzbau

Zimmerergeschäft Wissing, Kapellen-Drusweiler

Abbund

Pollmeier Massivholz GmbH & Co.KG

Material

8 m3

Grundfläche

107,5 m²

Realisierung

2017

Produktion BauBuche Bauteile

Pollmeier, D-99831 Amt Creuzburg

Fotos

Hannsjörg Pohlmeyer

Projekt informationen

Da im bestehenden Gebäude kein geeigneter Raum zur Verfügung stand, wurde es notwendig, die Sozialstation um einen Versammlungs- und Festsaal zu erweitern. So entstand die Idee, im Innenhof des mittelalterlichen Schlosses einen Anbau mit freier Spannweite zu errichten. Dass der Anbau mit einer Breite von 8,60 m, einer Länge von 12,50 m und einer Höhe von ca. 4,25 m in Holzbauweise errichtet werden sollte, wurde aufgrund der Vorteile des hohen Vorfertigungsgrades frühzeitig entschieden. Nach Prüfung verschiedener Holzständervarianten zur Umsetzung des Architektenentwurfs entschieden sich die Ingenieure schließlich für eine Konstruktion aus dem hochstabilen Werkstoff BauBuche, der sehr kleine Querschnitte ermöglicht – ein entscheidendes Kriterium bei einer so kleinen Halle. Durch die Verwendung von BauBuche konnten auch die Brandschutzanforderungen F30 aufgrund der Abmessungen der Balken und Stützen problemlos eingehalten werden.

Selbsttragende Konstruktion nutzt statisch effektive Dreiecksform

Die Vorschriften des Denkmalschutzes machten es erforderlich, die Halle als selbsttragendes, vom bestehenden Gebäude unabhängiges Bauwerk zu konzipieren. Obwohl zwei Seiten durch Konstruktionselemente verbunden sind, ist das neue Gebäude völlig selbsttragend.

Die Konstruktion des Festsaals besteht aus fünf sehr schmalen runden Stahlpfosten an der Längsseite des Raums links vom Eingang – die Wahl fiel auf Stahl, weil einer der Pfosten vor einem der schmalen Sandsteinfenster steht – und auf der gegenüberliegenden Seite aus einer Reihe von neun V-förmigen Pfosten aus BauBuche (12 cm breit x 20 cm hoch). Sie sind so nebeneinander angeordnet, dass die Oberseiten der Pfosten auf die benachbarten V-Pfosten treffen und eine Art Ziehharmonika-Struktur bilden, die eine sehr wirksame Aussteifung in der Längsachse bewirkt.

Das Prinzip der Zickzackbalken wurde auch für die tragende Ebene der Decke und des Daches verwendet. Bei dieser Konstruktion werden die Spitzen der Zickzacklinie des Daches von den Spitzen der Zickzacklinie, die die V-förmigen Pfosten bilden, getragen. Auch hier wurden die sich ergebenden Dreiecksformen statisch optimal ausgenutzt, was es ermöglichte, die Aussteifung mit den 40 cm hohen und nur 8 cm breiten BauBuche-Balken zu realisieren, anstatt die übliche Konstruktion mit verschraubten OSB-Platten zu verwenden. Die gewählte Dachkonstruktion ermöglichte auch den Einbau von Oberlichtern, die für eine aussteifende Scheibe zu groß gewesen wären. Außerdem konnte so die Tragschicht der Abdichtungsebene für das Flachdach unabhängig von den Trägern verlegt werden.

An den Fußpunkten stehen die V-Stützen in köcherförmigen Stahlformteilen, die direkt mit Schwerlastankern auf den Beton-Rohboden geschraubt wurden. An den Anschlusspunkten der auf Gehrung gesägten Diagonalstützen an den umlaufenden Dachrandträger wird es komplizierter: An diesen ebenfalls 40 cm hohen und 8 cm breiten Balken sind dort, wo die ebenfalls auf Gehrung geschnittenen Dachträger an ihn anschließen, Stahlprofile mit Schlitzblechen geschraubt; der Anschluss erfolgt über Stabdübel. Diese Schlitzbleche erhielten zudem eine schwertartige Verlängerung nach unten, so dass auch die BauBuche-Stützen an diese Knoten angeschlossen werden konnten. Auf diese Weise sind nicht nur alle Stahlbauteile unsichtbar ins Holz eingelassen, sondern auch den Brandschutzanforderungen entsprechend verdeckt ausgeführt.

Auf die Dachträgerebene folgt eine Lage Dreischichtplatten, die allerdings die Bereiche der Oberlichter, die von drei kastenähnlichen Rahmen gebildet werden, aussparen. Auf die Platten wiederum folgt dann der Gründachaufbau.

Schaut man von oben durch die Fenster, sieht man die diagonalen Dachbalken. Im Raum stehend, werten die BauBuche Dachbalken mit der dreischichtigen Fichtenholzplatte als ideale Ergänzung zu den V-förmigen Pfosten die Raumgestaltung auf.

Hartholz erfordert spezielle Bearbeitung

Die Verwendung von Hartholz, wie z.B. der BauBuche, bringt auch besondere Anforderungen an die Bearbeitung mit sich. Darauf weist Pollmeier die jeweiligen Auftragnehmer bereits in der Planungsphase eines Projekts hin. In diesem Fall waren die besonderen Eigenschaften des Holzes aufgrund der geforderten Nuten in der Unterseite der Balken für LED-Lichtbänder relevant: Das Einfräsen der Nuten in die 8 cm breiten Balken erfordert ein hohes Maß an Präzision und Vorsicht, damit das Holz auf beiden Seiten der Nut nicht beschädigt wird. Die perfekt ausgeführten Rillen sind ein ästhetisches Detail, durch das die Lichtbänder ihre volle Wirkung entfalten können.

Montage im Hof braucht ausgeklügelte Logistik

Die Besonderheit der Baustelle stellte eine gewisse Herausforderung an die Logistik dar. Da der Hof nicht mit Kraftfahrzeugen befahren werden konnte, wurde der Dachstuhl mit den V-förmigen Stützen auf einem angrenzenden Parkplatz errichtet und dann mit einem Kran in den Hof gehoben. Im Inneren war das Fundament bereits als separates Element des bestehenden Gebäudes gegossen worden. Die Dachkonstruktion wurde zunächst auf eine Montagekonstruktion gesetzt, damit die V-Stützen von unten in die bereits an den Dachrandträgern montierten Streben eingeschoben werden konnten. Andernfalls wäre es praktisch unmöglich gewesen, die Dachkonstruktion gleichzeitig in alle Schlitze der Balken einzupassen.

Die Füße wurden in die Sockelelemente gestellt und mit Unterlegplatten nivelliert, danach wurden die Sockelelemente mit den BauBucheelementen verschraubt und im Fundament verankert. Es folgte die Bodenkonstruktion des freitragenden Sitzungs- und Bankettsaals.

-Text von Susanne Jacob-Freitag-

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