Ein Design lernt schweben
14.02.2023
Autor: Pollmeier Redaktion
Fotos: Pollmeier Redaktion

Designermöbel „Levo“ – Interview

""When everyone's happy at the end, that's a nice feeling"."

Moritz Putzier fährt mit einer prüfenden Bewegung über die Tischplatte. Er sieht heute zum ersten Mal die Möbel, die er selbst entworfen, geplant, gezeichnet, wieder verworfen, neugeplant und letzten Endes freigegeben hat. Mit BauBuche Paneel stand ein Werkstoff im Mittelpunkt, der aufgrund seiner Festigkeitseigenschaften ein Denken in ganz anderen Dimensionen erlaubt als herkömmliche Materialien. Schlank, elegant, fast schwebend erscheint die Tischplatte, die durch feine Metallverbindungen an den Tischbeinen befestigt ist. Ebenso die zugehörige Bank: Auch hier treffen weiche geometrische Formen auf filigrane Elemente. Konstruktive Bauteile werden nicht versteckt, sondern durch farbliche und materielle Absetzung hervorgehoben, so dass spielerische Details entstehen.

 

Pollmeier-Magazin: Herr Putzier, wie geht es Ihnen jetzt? Sind Sie zufrieden?
Moritz Putzier: Na klar, das ist doch ein guter Moment! Es ist schön zu sehen, wie aus einer Idee ein echtes Produkt wird – vor allem dann, wenn es wie hier auch noch super verarbeitet ist! Zwar habe ich die blöde Eigenschaft immer noch etwas im Nachhinein zu sehen, was ich noch gerne ändern würde… Aber ich denke, dass ist so ein richtig gutes Ergebnis und der Entwurf setzt das Material gut in Szene.

Pollmeier-Magazin: Ganz ehrlich – wie viele Entwürfe sind im Papierkorb gelandet, bis Sie das Ensemble so hatten, wie es jetzt ist?
Moritz Putzier: Da gab es eine ganze Menge von Entwürfen bis es jetzt zu der finalen Variante gekommen ist. Aber das ist ein Prozess, ohne den der jetzige Entwurf nie entstanden wäre. Es braucht eben unterschiedliche Ansätze, um gemeinsam etwas zu entwickeln und bis man merkt, jetzt stimmt es. Somit waren die Entwürfe nicht umsonst, ich hebe sie auch alle auf!

 

 

Pollmeier-Magazin: Was war für Sie die größte Herausforderung an diesem Projekt?
Moritz Putzier: Die größte Herausforderung kam recht spät und zwar als das erste Funktionsmuster gebaut war und ich feststellen musste, dass die minimalistische Anbindung der Füße noch nicht wirklich funktioniert. Es war total wackelig. Aber dieses Detail war mir sehr wichtig, denn für mich hing davon die Qualität des Entwurfs ab. Daran habe ich dann noch sehr lange „rumgetüftelt“ und verschiedene Versionen ausprobiert bis es dann endlich funktioniert hat – ohne dass ich formal zu viele Abstriche machen musste.

Pollmeier-Magazin: Lassen Sie uns über die Entstehung Ihres Entwurfes sprechen. Wenn wir ganz an den Anfang zurückgehen – womit haben Sie angefangen?
Moritz Putzier: Also am Anfang stand bei diesem Projekt natürlich das Material und die welche Formgebung entspricht den Materialeigenschaften am besten? Die ersten Ideen habe ich dann in Form von Zeichnungen festgehalten und so eine erste grobe Stilrichtung entwickelt, die dann als Grundgerüst für den weiteren Entwurfsprozesses diente. Nachdem ich den Entwurf digitalisiert hatte und erste Visualisierungen einen Eindruck gaben, wohin die Reise geht, habe ich begonnen für einzelne Details ein 1:1 Funktionsmuster zu bauen. Eben für die Stellen, bei denen ich wusste, dass es kritische Punkte werden könnten. Die Erkenntnisse daraus habe ich dann wieder mit in den Entwurf einfließen lassen, und so weiter, bis ich merkte – jetzt passt alles.

 

 

Pollmeier-Magazin: Wie geht es Ihnen am Ende des Prozesses – zum Beispiel bei Auftragsarbeiten – wenn Sie alles aus der Hand geben? Fällt Ihnen das schwer?
Moritz Putzier: So gesehen gebe ich es ja nicht ganz weg. Es bleibt ja trotzdem eines meiner Projekte, auch wenn ich es für jemand anders entwickelt habe. Und wenn beide Seiten zufrieden sind, so ist das Ende sogar eher ein schönes Gefühl.

Pollmeier-Magazin: Jetzt haben Sie sich lange und intensiv mit dem Werkstoff auseinandergesetzt. Wie gefällt Ihnen die BauBuche?
Moritz Putzier: Ich denke, die größte Stärke der BauBuche besteht in den vielfältigen und vor allem materialsparenden Einsatzmöglichkeiten sowie der unkomplizierten Bearbeitung. Und nicht zuletzt auch in ihrer besonderen Oberflächenoptik, die sehr „präsent“ ist. Gerade im Design und der Architektur stellt so eine Oberfläche eine Besonderheit dar.

„Gutes Design schlägt eine Brücke zwischen dem Menschen und seiner Umwelt“.

 

Pollmeier-Magazin: Als Produktdesigner beschäftigen Sie sich viel mit Entwürfen und Stilrichtungen. Was muss für Sie ein gutes Design leisten?
Moritz Putzier: Design kann vieles: Beispielsweise neue Möglichkeiten aufdecken, einen forschenden Beitrag leisten, Problemlösungen entwickeln, (Menschen) helfen, ästhetisch und formal arbeiten, Geschichten erzählen, kritisieren und so weiter. Aber kurz zusammengefasst und als Ziel, was über all diesen Begriffen liegt, sollte Design in meinen Augen eine Brücke zwischen dem Menschen und seiner Umwelt schaffen.

Pollmeier-Magazin: Das Tisch und Bank Ensemble ist fertig, es gibt sogar auch schon einen Namen: LEVO. Das ist lateinisch und bedeutet so viel wie „Ich schwebe“. Wie geht es jetzt weiter für Sie?
Moritz Putzier: Derzeit arbeite ich an einer Leuchten Kollektion, die im Februar vorgestellt wird. Und ich habe zusammen mit Pascal Howe ein kleines Label namens ACME SUPPLiES gegründet, auf dem wir Objekte von uns und anderen Designern präsentieren und vertreiben wollen. Aber zu allererst geht’s jetzt für mich nach Portugal, dort werde ich als Designer in Residency für eine Traditionsmarke ein Projekt aus Porzellan machen.

Update: Das BauBuche Möbelstück LEVO wurde für den German Design Award 2017 nominiert

 

Über den Designer:
Moritz Putzier ist 29 Jahre alt und arbeitet als Produktdesigner in Bremen. Nach Erhalt des Diploms für Industriedesign hat sich Putzier selbstständig gemacht und wurde für seine Entwürfe bereits mit diversen Auszeichnungen geehrt, wie dem Interieur Award 2014 oder dem ersten Platz des Pure Talents Contest 2015. Derzeit ist Putzier Finalist der Rubrik „Newcomer“ des German Design Awards, der 2016 verliehen wird.
Weitere Informationen zum Designer gibt es auf seiner Website.

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